Südamerika

 

Meine Neugier für Südamerika hatte viele Wurzeln.

Zum Beispiel das Staunen aus der Kindheit, Bilderbücher, voll mit wucherndem Grün und wilden Tieren, die mächtigen Gebirgszüge der Anden, die weite Pampa und schnauzbärtige Gauchos, Lamas und mollige Frauen mit 'englischen' Hüten. So etwas, in frühen Jahren aufgesogen, beisst sich fest, auch wenn die Sicht der Dinge später klarer wird.

Und doch - man findet sie alle wieder, diese Bilder, auf der Reise dann. Alles ist echt. Die wilden Papageien, die Anaconda auf der Strasse, der Goldwäscher im bolivianischen Bergdschungel, und der stolze Gaucho hoch zu Roß.

Aber auch das Elend am Rande der Großstädte, die bettelarmen Indios im Altiplano, die ständige Präsenz von Militär und Polizei.

 

Ein weiteres Urthema meiner Sehnsucht: die lateinamerikanische Musik, nicht so sehr die "Folklore", sondern eher eher das, was man heute "Weltmusik" nennt. Erste Hör-Erlebnisse hatte ich durch eine LP meines Vaters, "Unter Karibischer Sonne", Perez Prado war dabei, Xavier Cugat, Harry Belafonte... Da ging wirklich die Post ab!

Später, mit offenen Ohren für Jazz aller Art, stieß ich auf Musik aus Brasilien, Bossa Nova, Baden Powell, Egberto Gismonti. Und noch später hörte ich von Caetano Veloso, Gilberto Gil, Tom Zé, Carlinhos Brown... Dann Argentinien - die großartige Mercedes Sosa, Tango-Künstler wie Carlos Gardel oder Astor Piazzola, den Saxophonisten Gato Barbieri... Und es geht immer weiter, das musikalische Potenzial dieses Kontinents scheint grenzenlos zu sein.

 

Im Laufe der Jahre lernte ich in meiner Heimat Menschen aus Südamerika kennen. Und nicht nur einer sagte " ... wenn ich zuhause bin, musst du mich unbedingt mal besuchen!" "Ja sicher!" - das war schnell dahin gesagt, ohne viel Nachdenken. Allmählich aber nahm der Gedanke Gestalt an, daß Europa nun wirklich nicht alles sein kann; daß Südamerika, wenn auch schrecklich gefährlich, doch immerhin von einigen Reisenden überlebt wurde...

Zufällig fiel mir ein Buch von Thomas Troßmann in die Finger. MOTORRAD-REISEN ZWISCHEN URLAUB UND EXPEDITION las ich da auf dem Titel, klang spannend wie damals Karl May... Den spontanen Kauf habe ich nie bereut. Sicher, ich hatte bereits Berichte von Langzeit-Reisenden im TOURENFAHRER verschlungen, aber das war alles so weit weg. Hier in diesem Buch war alles greifbar. Konzentrierte Information, nicht nur eine Auflistung netter persönlicher Erinnerungen.

Nach meinem ersten TESCH TRAVEL TREFF war ich zuversichtlich, daß ich "sowas" auch schaffen könnte. Als ich nachts dort ankam, lief mir als erster Michael über den Weg, er war mit einer Diaschau eben über Südamerika unter den Vortragenden. Er zeigte nicht nur, wo's langgehen konnte, sodern gab mir persönlich noch jede Menge handfester Informationen und später praktische Hilfestellung, u.a. zum Transport der BMW nach Buenos Aires. Kein Wunder also: die Streckenplanung meiner ersten Reise orientierte sich deutlich an Michaels Tour.

 

Genug der Vorrede, nun geht's zur

  1. (1. Reise, Oktober bis Dezember 1993 , kommt später mal)

2. Reise Oktober 1996 bis März 1997